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Großbauprojekt Kloster "Neu-Altzella"- nach 10 Jahren geht es weiter...

Über ein Jahrzehnt ist es her. Ein Großprojekt in Spurweite TT hier in Dresden sollte es werden- und zum Glück wurde die bis zur Schließung der TT-Fanstation gebaute Anlage nicht verschrottet, sondern von der Erlebniswelt Seiffen gekauft. Auch nach über 10 Jahren fahren- in normalen Öffnungszeiten- die kleinen Bahnen, wovon wir uns ab und an überzeugt hatten in den letzten Jahren.

  

Nun ist durch die Corona-bedingte Schliessung auch in Seiffen alles zum Stillstand verdammt. Da dachte sich der Betreiber, das es doch die perfekte Zeit wäre, nun mal Neues zu bauen, und so geht es weiter mit dem Anlagenbau in Seiffen. Die technische Betreuung der Anlage blieb in all den Jahren in den Händen des Lokdoktors und somit bei einem kleinen Teil der ehemaligen Gruppe von Erbauern. Wenn also endlich die Türen der Museen und Ausstellungen wieder geöffnet werden, lohnt sich ein Ausflug nach Seiffen zur Seiroba- dort kann man auch sehr schön im Sommer rodeln.

 

Modellbahnwerkstatt Dresden Bild: Susann Wuschko
Die TT-Anlage der Erlebniswelt Seiffen im Januar 2021- im Vordergrund der Bereich "Kloster"

Der lange Weg zu einer (funktionierenden) Modellbahnanlage

Vor 10 Jahren hatte ich wohl zuletzt an der Anlage gearbeitet- nach der Übernahme wurden noch einige Dinge fertig gestellt und ergänzt, danach wurde es still um meinen Beitrag zur Landschaftsgestaltung an dem Projekt, in das nicht nur ich teilweise bis zu 14h täglich gesteckt hatte. Der Großteil der Anlage war natürlich ein Gemeinschaftsprojekt- ohne die anderen kreativen Landschaftsgestalter und Techniker, Tischler und Helfer des Teams wäre diese Anlage heute nicht das, was sie ist. Felsgestaltung, Details wie kleine Boote, Häuserbau etc.- da gab es viele kreative Ideen und sehr viele Arbeitsstunden, die man meist erst im Endergebnis sieht oder oftmals gar nicht wahrnimmt. 

 

Es gibt bei der Modellbahn sehr undankbare Arbeitschritte- Schienen verlegen zum Beispiel. Man sieht am Ende des Tages als Laie nicht, was da den ganzen Tag an Kork kleben, Schiene ausrichten, farblich gestalten, schottern etc. passiert ist- es sieht eben aus wie ein Meter Gleis.  

 

Modellbahnwerkstatt Dresden Bild: Susann Wuschko
Zustand September 2008: Keine Winterlandschaft- hier kommt als nächstes eine Schicht braune Farbe und erst dann erkennt man was der Modellbahner sich eigentlich dabei dachte....

Irgendwann, ganz am Ende von all dem Holzunterbau, dem Gips, der Farbe, dem vorbereiten einzelner Details wie Bahnsteigkanten, Mauern usw. kommt dann der Schritt mit dem Begrasungsgerät. Und dann ist "endlich mal etwas geworden"! Nun sieht auch der Nicht- Modellbahner ein Ergebnis. Wenn dann noch ein paar Bäume und Büsche dazu kommen, die schon "fertigen" Häuser hingestellt werden- ja dann hat der Modellbauer gearbeitet. Das die Häuser vorher erst in wochenlanger Vorbereitung gebaut werden mussten- vor 10 Jahren mit dem schmalen Angebot in TT oftmals in Eigenbau und eben nicht fertig als Bausatz- das der Begrasende nicht hätte arbeiten können, wenn der Untergrund und das Umfeld von den vielen anderen Kreativen nicht vorbereitet worden wäre- nun, das ist alles vergessen. Und dann wird die tolle, digitale Anlage hochgefahren und Frau Begraserin kriegt Ärger mit den Technikern...

 

Wenn die Modellbahnanlage unter Strom steht...

Das Hochleistungs-Begrasungsgerät arbeitet mit einem Elektrostatischen Feld in einer Stärke, die Decoder und andere elektronische Bauteile regelrecht "brutzelt"- das hört man sogar. Es gibt dann immer so schöne Fatsch-und Brumm- Geräusche unter der Anlage. Wenn man das nicht weiß, dann war´s das mit der funktionierenden Anlage. Im Testlauf vorher fuhr alles perfekt- waren die Landschaftsgestalter unterwegs (auch schön: Schottern mit sehr flüssigem Leim- auch das will gelernt sein, sonst gibt es nur Kurzschlüsse), dann freut sich der Elektriker.

Modellbahnwerkstatt Dresden Bild: Susann Wuschko
Zustand im Jahre 2010

Alle elektrischen Verbindungen, Übertragungsmöglichkeiten und die Stromzufuhr müssen vor dem Begrasen überprüft und vom Netz genommen werden- Elektrostatische Ladungen finden immer ihren Weg, und das kann durchaus gefährlich werden. Nicht umsonst weise ich immer wieder bei Vorführungen auf Messen etc. darauf hin, das die Besucher Abstand halten sollen- irgendwann wusste ich auch, welche Schuhe gute Sohlen zum Begrasen und welche schlechte Sohlen haben. Und von welchem Stoff man die Grasfasern am besten wieder weg bekommt- tragen Sie niemals strukturstarke Wollpullis oder stark synthetische Stoffe, die sich schon beim Anziehen aufladen! Das ist kein Mode-Tipp. Messekleidung wird bei der Modellbahnwerkstatt nach sehr seltsamen Kriterien ausgesucht- nämlich danach, was an dem Tag am Stand gezeigt werden soll und welchen Zustand ich an Kleber-/Gras-/Farbgemisch unter Einfluss von Elektrizität erwarte.

 

Wenn Sie also das nächste Mal am Messestand stehen und denken, das ich ja nur Scherze mache wegen der Gefahr- fragen sie die Elektriker, die fluchend unter der Anlage liegen und die Schäden beseitigen- wer schon einmal einen elektrischen Weidezaun angefasst hat weiß, wie weh das tut. Was solche Spannungen mit einem Herzschrittmacher tun können möchte ich nicht wissen- gesund ist es auf keinen Fall und Respekt sollte man vor einem professionellen Begrasungsgerät (aber auch vor den Fliegenklatsche-Versionen) immer bewahren. Auf jeden Fall steht man als Begraser(in) doch öfters wortwörtlich "unter Strom". 

 

Sag niemals nie....

Modellbahnwerkstatt Dresden Bild: Susann Wuschko
Der Anfang des großen Klostermoduls- Januar 2009

Durch das abrupte Ende dieses Modellbahn-Kapitels vor nun schon recht langer Zeit wurde mein größtes Landschafts-Projekt, das von Anfang an mein "Baby" war nicht fertig. Ich hatte geduldige Helfer für diesen Bereich -allen voran Uwe, der sich tagelang einem Hopfenfeld widmete und einzelne detailreiche Häuser baute, die Techniker legten eine Strecke für fahrende Autos an- allein stemmt man ein derartiges "Großdiorama" nicht. Und ich hätte es gern fertiggestellt- das war immer noch irgendwo ganz hinten in meinem Kopf.

Modellbahnwerkstatt Dresden Bild: Susann Wuschko
Der Anfang des großen Klostermoduls- Januar 2009

Als dann die Anfrage im Dezember 2020 kam, ob ich weitermachen würde- das Kloster fertigstellen und dann mal sehen, was noch kommt- da musste ich nicht lange überlegen. Und praktischerweise habe ich ja so viel Zeit als arbeitslose Gästeführerin im Schneereichen Corona-Winter! Modellbahnbau kann man, wenn man von Anfang an gut geplant hat und den Hauptbau als herausnehmbare Platte gebaut hat, im "Homeoffice" betreiben- sprich: das Wohnzimmer zur Werkstatt machen.    

 

Und so kennen Sie jetzt auch den Grund, warum hier gerade nicht viel zu Friedhofsskulpturen und historischen Themen passiert: Meine 2 neuen, eigentlich alten, Großprojekte nehmen alle Zeit ein- eines davon ist der Modellbahnbau, zu dem ich eigentlich für einige Jahre nicht mehr so stark Bezug hatte und genau dieses Jahr sogar ganz aussetzen wollte- manchmal braucht es eben längere Pausen. Witzigerweise wäre im Moment sowieso Modellbahn-Zeit, am nächsten Wochenende sollte die Modellbahnausstellung des MEC Pirna in der Messe Dresden stattfinden. Das stellte ich allerdings erst am letzten Wochenende gegen ein Uhr nachts fest, nachdem ich wieder in den 14h-Modellbahnbau-Tag verfallen war. Manche Dinge wird man nicht los... und man sollte niemals nie sagen, wenn man die Chance bekommt, angefangene Projekte zu Ende zu bringen und dabei vor allem freie Hand hat und sich kreativ austoben darf.

  

Um Ihnen ein wenig zu zeigen, was da so alles passiert, wird es ab sofort immer wieder einmal Bilder vom Baufortschritt im Sinne eines "Bautagebuches" geben. Da ich damals während der Entstehung sehr viele Bilder  gemacht habe, die meist nirgends zu sehen waren, wird es hier also auch Einiges "Altes" ganz neu zu entdecken geben. Basteltipps von mir und die ein oder anderen Anekdote zum Thema Geschichte der Inspirationsquelle dürfen Sie auch erwarten, schließlich steckt in dem Anlagenteil sehr viel mehr Recherche als es den Anschein macht und deshalb der Name "Neu-Altzella" vielleicht der Passendste ist. 

  

Ich denke, es ist eine gute Alternative zu den Messen und Ausstellungen, die wir alle dieses Winterhalbjahr sicherlich vermissen und auf denen man sich real getroffen hätte. In diesen Blogartikeln wird es auch die Kommentarfunktion geben- Modellbahnfreunde und Interessierte sind also eingeladen, diese digitale Möglichkeit der Kommunikation zu nutzen. Bitte beachten Sie, das ich persönlich weder ein Händler noch ein Profi in der Digitalisierung oder sonstiges im Sinne eines Gewerbe treibenden Modellbahnbauers bin sondern es bei mir um Landschaftsgestaltung, Alterung und Details im Sinne eines Hobbies geht. Die Vorstellung dieses Projektes in dieser Form erfolgt auch nur aufgrund der Tatsache, das es sich um ein öffentlich zugängliches Objekt handelt und diese Informationen von mir als Ergänzung gedacht sind -ganz im Sinne unserer Modellbahnwerkstatt, die Sie seit vielen Jahren auf Messen und Ausstellungen erleben können. 

Hinweis zu Produkt-Verlinkungen

Einzelne Produkte, die ich empfehle, verlinke ich direkt zum Online-Shop des Lokdoktors, um es Kreativen möglichst einfach zu machen, selbst tätig zu werden und damit speziell auf die immer wieder auftretenden Fragen, welches Material wir verwenden, einzugehen. Das Seiroba-Projekt wird von diesem Modellbahngeschäft, welches aus einzelnen Personen des ehemaligen Bauteams der Anlage besteht, betreut. Unsere Empfehlungen basieren auf jahrelangen Erfahrungen im Modellbahnbau und man kann sagen, wir kennen fast jeden Grashalm dieser Schauanlage...

Modellbahnwerkstatt Dresden Bild: Susann Wuschko
Zustand im Januar 2021- nimm´s mit nach Hause und mach noch die Dächer fertig...