· 

Bautagebuch: Baustellen und Felderwirtschaft- der 3. Teil der TT-Schauanlage

Nach dem Gips-Sandsteingebirge soll es anschließend ins offene Land gehen- Felder, Wiesen, Fortschritt. Die kleinen Modellbahn- Bewohner bauen sich ihre eigene kleine Welt der Neubau-Blocks und Einfamilienhäuser, wir ernten was wir mit dem Begrasungsgerät nur einen Tag vorher "säten". Alle Fotos dieses Beitrages sind aus der Zeit 2008/Anfang 2009.

 

Vor dem Grün kommt aber die Technik: Kabelstränge, die später kein Besucher mehr sieht zum Beispiel...

Modellbahnwerkstatt Dresden Bild: Susann Wuschko

Bei einem Projekt dieser Größenordnung steckt eben doch etwas mehr Technik darunter, als die vor sich hin fahrenden Bahnen es erscheinen lassen. Und so sieht es jedes Mal, wenn ein neues Teil entsteht, auch aus. Bevor dieses System nicht korrekt verlegt und angeschlossen ist sowie auf Herz und Nieren geprüft, kann der Landschaftsbauer kaum mit seiner sichtbaren Arbeit beginnen. 

Modellbahnwerkstatt Dresden Bild: Susann Wuschko

Noch vor der "Hochzeit" der Teile entsteht der Geländeaufbau- nicht, weil es so sein muss. Doch wenn an allen Teilen gleichzeitig gearbeitet wird und man auch noch die letzten Winkel erreichen möchte, ist dies von entscheidendem Vorteil. So behindern sich Elektriker und Geländebauer nicht ständig. Wer zu Hause im eigenen Modellbahnzimmer werkelt, wird wohl nur selten das Problem haben, das das Arbeitsfeld "eng" wird am Anlagenteil.  

Modellbahnwerkstatt Dresden Bild: Susann Wuschko

Höhenunterschiede sind immer ein Thema in der Modellbahnwelt- wie steil darf es noch sein, damit Gras drüber wächst, wo braucht es eine Stützmauer? Ich empfehle, generell in der Natur nachzusehen und Abwechslung einzubringen- mal eine Stützmauer, die in einen Hang übergeht, mal ein wenig herausschauender Fels. Bei einer Großanlage kann es dann auch schon einmal so eine "Millionenmauer" aus Holz mit Heki Mauerwerks-Verkleidung werden. Anders wäre in diesem Bereich kaum noch Platz für eine Landschaft um die Bahn gewesen, und auch im Original findet man durchaus solche langen Einschnitte.

Der Blick aus entgegengesetzter Richtung verrät schon den nächsten Abschnitt... vorheriges Planen und Wissen, was man eigentlich darstellen will, ist unerlässlich und erspart den Abriss, wenn etwas plötzlich nicht mehr so klappt wie bisher. Nichts desto trotz: Auch wir bleiben flexibel. Es wird meist nie genau so, wie es ganz am Anfang geplant war, da immer wieder neue Ideen dazu kommen oder aber der Blick auf das Entstehende eine Änderung als sinnvoll erscheinen lässt. Auf dem Plan sehen Dinge auch oft anders aus als dann in der Ausführung, und da eine Modellbahn nun einmal immer einen gewissen Blickwinkel vorgibt, muss nicht alles, was im Realen existiert, in Verkleinerung gut aussehen. Manchmal ist Weniger auch mehr, um Akzente zu setzen und Highlights hervorzuheben.

Start frei für das neue Segment

Wenn alle Gleisübergänge genau passen, wenn die Elektrik steht und tut, was sie soll (und der Computer die Sprache der Lokdecoder auch versteht und den neuen Anlagenteil durchschaut sowie der Bedienende die Kinderkrankheiten erkannt hat) dann kann es losgehen mit der wirklichen Gestaltung direkt am Anlagenteil.

Modellbahnwerkstatt Dresden Bild: Susann Wuschko

Natürlich waren die Häuslebauer schon fleißig in dieser Zeit und bereiteten alles vor. Ich empfehle, die Häuser schon vor dem Landschaftsbau zumindest in ihrer Grundform zusammen zu bauen und Stellproben zu machen, bevor einzelne Höhenlagen festgelegt werden, Geländeformen für die Ewigkeit gegipst werden und eine Änderung danach teils unmöglich wird. Bauen Sie sich Papp-Platzhalter nach den Größen des Hausmodells, falls sie noch auf den Bausatz warten, der mal wieder nicht lieferbar ist! Vor allem zu beachten: Hauseingänge und die Höhenwirkung!  

 

Nur den Grundriss aufzuzeichnen heißt nicht, das genau dieses Gebäude an der Stelle auch gut wirkt! Beachten Sie auch, wie die kleinen Bewohner an ihre Häuser gelangen können- Wegesysteme werden häufig unterschätzt- nicht jedes kleine Preiserlein kann über ICE- Strecken fliegen, um nach Hause zu gelangen. Und vor allem: Sind die Straßen auch breit genug, um realistisch zu wirken? Dieses 2. Wegesystem macht den Unterschied zwischen einer Modellbahn. auf der die Gleise im Vordergrund stehen (das kann beabsichtigt sein, doch leider sehe ich viel zu oft ganze Rennbahnen aus Gleissystemen, auf die dann auch noch zusätzlich ganz viel Landschaft "gequetscht" wurde) und der Darstellung einer eigenen, verkleinerten Welt die auch im Original funktionieren könnte.

Modellbahnwerkstatt Dresden Bild: Susann Wuschko
Modellbahnwerkstatt Dresden Bild: Susann Wuschko

Ein Ausblick auf die Welt hinter den Kulissen verrät nun auch, was dahinter verborgen ist: der Schattenbahnhof. Der Anspruch an diesen Teil der Anlage war es, die Landschaft so zu gestalten, das man von der Besucherseite her nicht etwa die dahinter parkenden Bahnen sehen kann. Aufgrund der Raumsituation mit viel natürlichem Licht, das durchaus seinen Reiz hatte, sollte keine Rückwand eingebracht werden, die bei anderen Anlagen üblicherweise den Schattenbahnhof versteckt. Andererseits hatten wir bereits im ersten Baubereich viel offenstehendes Gestein und hohe Felsen gestaltet und wollten nun ins weitläufige Hügelland übergehen. 

 

Genau aus diesem Grund erwähnte ich weiter oben die Höhenwirkung einzelner Gebäude und wie sie in der Landschaft wirken. Unsere Lösung war zum einen der auslaufende Wald im Anschlußbereich zum Elbsandstein-Gebiet, welches im hinteren Bereich eher als Durchfahrts-Segment dient: hier setzte Gerd auf die Höhenwirkung des großen Sandsteinmassivs, ähnlich den Felswänden im Original sowie auf die Landschaft mit Wanderwegen und einer, für Modellbahnverhältnisse sehr gönnerhaften Weitläufigkeit von Wald und Wiesenflächen.

Modellbahnwerkstatt Dresden Bild: Susann Wuschko

Schaffe, Schaffe, Häusle baue...

Im oberen Bereich zwischen Bahnstrecke und Anlagenkante haben die kleinen Bewohner neues Bauland für sich entdeckt: eine tolle Aussicht und die Nähe zum Naturschutzgebiet waren wohl ausschlaggebend- hier verstecken sie sich etwas vor den neugierigen Blicken der Besucher. Ich übersehe sie auch manchmal und ja, auch wir als Erbauer entdecken immer wieder "Neues" auf der Anlage, was vielleicht vor 10 Jahren ein Kollege erbaute. Die Häuser aus dem  Bausatz von Auhagen wurden farblich bearbeitet und abgewandelt.

Erste Mehrfamilienhäuser (von Auhagen) deuten die Nähe zu einer Stadt an- hier im Randbereich finden sich die, nicht nur für die DDR typischen, Blockbauten aus den Zeiten vor dem so bekannten Plattenbau. Das hier noch mit Ziegeln gebaut wurde, wollten wir auch zeigen, so verrät es eines der Häuser mit selbst gelötetem Gerüst (Nein, in TT gab es zumindest vor 10 Jahren nichts Vergleichbares im Handel... so stecken viele Stunden Arbeit in diesem Detail).

Modellbahnwerkstatt Dresden Bild: Susann Wuschko

Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten: Ab aufs Feld!

Modellbahnwerkstatt Dresden Bild: Susann Wuschko

Wenn nun aber so viele neue Bewohner einziehen- was sollen diese denn essen? Und wie gestaltet man das in einem Maßstab, in dem alles etwas kleiner ist?  

 

Gerade der Anspruch, möglichst nah am Maßstab 1:120 zu bleiben macht es oft schwierig, Dinge so zu zeigen, das sie zum einen erkennbar sind, zum anderen aber auch nicht völlig aus dem Rahmen fallen. Es gibt z.B. wunderschöne Kohlpflanzen und derlei von der Firma Busch- alles meist nur in H0. Manches kann man etwas anpassen- doch bei Blumen, die im Vergleich zum kleinen Bewohner wie 4m hohe Ungetüme wirken wird es seltsam. Zum anderen gilt auch hier: als die Anlage entstand waren die heutigen Fertigprodukte wie Getreidefelder etc. noch nicht in praktischer fertiger Form vorhanden oder einfach zu preisintensiv, um sie auf einer Großanlage einzusetzen. 

 

Wie man die hier gezeigten Felder und Wiesen per Begrasungsgerät gestaltet, verrate ich Ihnen in einem späteren Artikel, das Resultat meiner damaligen Experimente sehen sie hier: 

Kleine Details und Ausblick auf das Kommende

Auch wenn man jahrelang auf einen Trabi warten musste- Garagen waren sehr beliebt und sind es noch heute. Auch hier baute Ingolf damals selbst, da es nichts Passendes zu der Zeit als Bausatz gab. Das Stellwerk wurde natürlich passend farblich behandelt (Stellwerk Erfurt ursprünglich für H0, Kitbashing), die Stahlbrücke ebenso. Die ein oder andere Wiese weist sogar Löwenzahn-Bewuchs auf. Ich nutzte dafür Mattlack- Spray (GLEISE ABDECKEN!!!) und die gelben kleinen Flocken, die von einem Blüten-Foliage-Material  abgefallen waren. Es deutet sich bereits ein Anschlussbereich unterhalb der Bahnstrecke an, den ich beim nächsten Mal vorstellen möchte...

Modellbahnwerkstatt Dresden Bild: Susann Wuschko

Wir hoffen, das es bald wieder möglich sein wird, sich die Anlage in Seiffen anzusehen, bis dahin bauen wir fleißig weiter und ich kann Ihnen schon verraten, das es hier noch sehr viel mehr bereits existierende Bereiche zu entdecken gibt! Bleiben Sie neugierig...